Liesker Missionshof braut ein ganz besonderes Bier
Oßling. Man nehme eine uralte Gerstensorte, zum Beispiel Fränkische Landgerste. Erwecke sie zum Leben, indem man mit dem Saatgut herumexperimentiert. Baue sie auf Äckern im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft an. Und gehe mit der Ernte zu einer Brauerei.
Diese setze einen würzigen Sud an und braue daraus 1.000 Liter süffiges Spezialbier - das Oberlausitzer Heidebräu. Und dann warte man darauf, dass einen die Kundschaft überrennt und binnen weniger Wochen alles ausverkauft ist. So geschehen kurz vor Weihnachten in der Bergschlösschen-Brauerei des Missionshofes Lieske bei Oßling.
Nur zwei Spezial-Abfüllungen pro Jahr
Nun wiederholt sich das Ganze. Denn Braumeister Mirko Endt hat vor Wochen einen zweiten Sud aufgesetzt, und dieser ist nun bald zur Abfüllung fällig. "Ich freue mich auf den nächsten Durchgang", sagt der 44-Jährige. Nur zweimal pro Jahr wird das Spezialbier produziert. Rotblond, fast kupferfarben läuft es ins Glas. Der kräftige Geschmack ist herber als der des sonstigen Pils, mehr Alkohol ist drin - ganze 5,6 Prozent. Die Stammwürze beträgt 13,5 Prozent. Und es ist süffig, meint der Braumeister. Zwickelprobe bestanden!
Seit Ende 2015 ist Mirko Endt beim Missionshof tätig, mittlerweile fühlt er sich angekommen. Gebürtig ist er im Erzgebirge, aktuell lebt er mit seiner Familie in Thüringen. Wöchentlich pendelt er von Pößneck nach Lieske, wo er unter der Woche wohnt. Und das seit sieben Jahren. Zu seinem Job kam er durch einen Zufall: Eine Berufskollegin gab ihm den Tipp, dass in Lieske ein Braumeister gesucht wird. Beim ersten Vorstellungsgespräch wurden Nägel mit Köpfen gemacht. Bereut habe er das Ganze nicht, sagt Endt.
Ebenso wie seine Entscheidung für den Beruf. "Auch zu dem kam ich durch Zufall", sagt er lachend. Seine Großeltern hatten in Schwarzenberg einen Getränkehandel. Der Chef einer fränkischen Brauerei fragte den damals 18-Jährigen, ob er nicht Lust hätte, Brauer zu werden. Eigentlich sollte es Richtung Wirtschaftsinformatik gehen. "Ich hatte nach dem Abitur aber keinen richtigen Plan, da bin ich nach Wunsiedel gefahren und habe mir das angeschaut", sagt Mirko Endt.
Das Kuriose: Bis zu diesem Augenblick mochte er eigentlich überhaupt kein Bier. "Ich habe eher mal einen Wein getrunken." Das allerdings ist ewig her. Und heute ist er ein gestandener Braumeister mit Erfahrung. "Ich liebe den Job. Es gibt nichts Besseres."
Teamarbeit in der Missionshof-Brauerei
Das Liesker Bier geht ihm gut von der Hand. 1.000 Hektoliter pro Jahr müssen allerdings genügen. Mehr gibt die Kapazität der Hof-Brauerei nicht her. Ginge es nach der Kundschaft, dürften es mehr sein.
Doch Braumeister Mirko Endt gibt sein Bestes, damit das süffige Getränk regelmäßig aus den Leitungen in die Bügelflaschen fließt. An seiner Seite ein Mitarbeiter in der Produktion, dazu zwei im Verkauf und drei ständige Beschäftigte mit Behinderung - sowohl in der Produktion als auch im Verkauf. "Das Ganze stellt eine Teamarbeit des Arbeitsbereiches Brauerei der Werkstatt für Behinderte dar", erklärt Leiter Hubertus Delenk. "Die Arbeit mit diesen besonderen Menschen macht Spaß, ist aber auch eine besondere Herausforderung", sagt Endt.
Die Kunden lieben das Gesamtpaket rund um das Liesker Bier: Flaschen aus dunkelgrünem Glas im hölzernen Kasten aus der hofeigenen Tischlerwerkstatt, per Hand aufgeklebte Etiketten, nicht zuletzt der typische Geschmack. Absatzprobleme kenne man nicht. "Wir haben auch nichts auf Lager, alles wird regelmäßig abverkauft", sagt der Braumeister. Die Herstellung folge einem festen Plan: Montag wird filtriert, Dienstag und Mittwoch abgefüllt, Donnerstag und Freitag geht's schon wieder neu ans Brauen.
Freitag und Sonnabend wird verkauft. So, wie die Kästen gefüllt werden, gehen sie raus. Die Kunden kommen auch von weiter her. Für das "Bergschlösschen" nehmen sie längere Fahrtwege in Kauf. Ab 17. März gibt es zusätzlich zu den bekannten Flaschenbieren Pils und Dunkles das Spezialbier aus Fränkischer Landgerste.
Auf den Äckern im Biosphärenreservat werden seit Jahren alte Getreidesorten angebaut. Alte Gerstensorten seien besonders widerstandsfähig, voller gesunder Inhaltsstoffe und sehr aromatisch, sagt Projektleiterin Eva Lehmann, die unermüdlich unterwegs ist, um Neues voranzutreiben. Zusammen mit regionalen Landwirten und Braumeistern sei ein geschlossener Kreislauf von Anbau, Verarbeitung und Vermarktung entstanden. Nun freut sie sich über die neue Zusammenarbeit mit dem Missionshof.
Liesker Bier wird auch in Dresden ausgeschenkt
Dessen Bier wird auch weit über die Dorfgrenzen hinaus genossen. Dann fließt es eher aus Fässern. In Dresden kann man ein Liesker Pils, aber auch Dunkles und Zwickelbier im Scheune-Café in der Neustadt oder am Bischofsplatz trinken. Ebenso im Gasthof Thonberg bei Kamenz, im Restaurant des Martinshofes in Rothenburg sowie in Schumanns Genusswerkstatt in Pulsnitz. Dort steht das Spezialbier temporär auch auf der Karte.
Dieser Artikel erschien in der Sächsischen Zeitung am 09.03.2023 und wurde von Ina Förster verfasst.